Liebes Bau-Tagebuch,

nachdem ich ja im ersten Schritt die Arbeitsplattform in acht Metern Höhe gebaut habe, war ich die letzten drei Tage mit der eigentlichen Plattform, dem Fundament für das Baumhaus, auf zehn Metern beschäftigt. Ich steigere mich also, zumindest was die Höhenmeter angeht. Es war der schwierigste Teil des gesamten Vorhabens, wenigstens will ich das hoffen. Täglich acht bis neun Stunden im Baum: Ich habe lange nicht so einen Muskelkater gehabt.

Weil die Plattform an Stahlseilen im Baum hängen sollte, habe ich in den Astgabeln breite Schlaufenbänder aus der Kronensicherung untergelegt. So schneidet nichts ein. Ist mir wichtig. Ich will den Baum nicht beschädigen, schließlich gäbe es ohne ihn kein Baumhaus.

Am meisten Respekt hatte ich vor den vier 80-Kilo-Holzbalken für den Unterbau, die hoch in den Baum mussten – zu Recht, wie sich rausstellte. Alleine? Keine Chance. Mit Flaschenzug und ein paar Helfern? Könnte klappen. Zwei Mann am Boden, zum Balken einfädeln, zwei Mann im Baum zum Entgegennehmen, darüber den Flaschenzug und dann unten alle Mann: ziehen, ziehen, ziehen. Klappte. Beim ersten Balken etwas ruckelig, beim Zweiten schon besser. „Es wird langsam“, dachte ich mir. Und so war es: Die Plattform steht. Oder hängt, besser gesagt. Die Basis für alles.

Ich bin zufrieden mit dem, was wir geschafft haben. Keine Verletzten – von kleineren Schrammen einmal abgesehen. Und: Es war einfach toll, wie fast alles, was ich mir vorher überlegt habe, dann auch geklappt hat. Und da, wo es mal gehakt hat, half – wie so oft – Improvisation.

Toll auch, dass meine Familie mir den Raum gibt, das Projekt umzusetzen, und dass ich solche Freunde habe, die sowas mit mir durchziehen.

Im September wird das Baumhaus fertig sein – das ist zumindest der Plan. Bis dahin halte ich Dich, liebes Bau-Tagebuch, über meine Fortschritte auf dem Laufenden. Drück mir die Daumen, dass alles gut geht. Und dass sich weiterhin niemand die Knochen bricht.

Lucas

Schlösser aus Scherben und Schotter, Monsterflöße, mobile DJ-Pulte, Lucas Wahl hat schon viel gesehen. Und im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt. Als Fotograf ist er seit den ersten Stunden für MACHER unterwegs. Mit dem Bau-Tagebuch zeigt er zum ersten Mal vor der Kamera, dass er selbst auch ein Macher ist.

Ein gezeichnetes Porträt von Lucas Wahl;

Text: Erzählt von Esther Acason | Aufmacher: STYMKY © Timm Paulick |
Fotos: Florian Manz, Julius Schrank, Sebastian Heidelberger, Lucas Wahl