Balinesisches Gartenparadies
Klaus und Sabine Frank leben im Paradies – ihr üppig grüner Garten in Erfurt ist von der Insel Bali inspiriert. Fast 30 Jahre haben sie an ihm gebaut. Nun überwältigt er mit viel Blattgrün, Teichen, Wasserläufen, Feuerschalen sowie Liege- und Sitzflächen unter getrockneten Palmblättern.
Zweiter Anlauf: Diesmal besorgt Klaus sich Schwerlastregale aus Eisen. „Die gibt’s günstig“, sagt er, mit Böden, auf denen er jeweils fünf Reihen stapeln kann. Denn er nimmt die Kisten, in denen die Franks immer die Champignons für ihr Restaurant geliefert bekommen. Insgesamt 15 Kisten hoch, versetzt aufgetürmt, wächst die Mauer – und diesmal hält sie.
Klaus Frank
Nur die Gräser, die Klaus noch im November neben hängenden Erdbeerpflanzen, Funkien und Farnen in die Kisten setzt, haben den Winter nicht überstanden. Dafür wird Klaus in diesen Tagen Ersatz finden, um in seinem üppigen balinesischen Garten mit viel Blattgrün, Teichen, Wasserläufen, Feuerschalen und Liege- und Sitzflächen unter getrockneten Palmblättern die derzeit letzte Lücke zu schließen. Schon bald wird sich bestimmt eine neue auftun, denn: „Ich mache nicht, um es zu haben“, sagt der 63-Jährige. „Ich mache, um es zu machen!“
Bereits kurz nach der deutschen Einheit eröffnen Klaus und Sabine, der Nachrichtentechniker und die Schuhdesignerin, im Jahr 1991 eines der ersten italienischen Restaurants in Erfurt – zunächst mithilfe eines versierten Kochs. Es wird sofort ein Erfolg. Im Winter 1992 geht das Paar auf Asienrundreise, besucht Bali, verliebt sich in die üppige Natur dort, in den entspannten Lebensstil. Zehn Jahre lang kehren Sabine und Klaus jeden Winter zurück, schon 1994 aber fangen sie an, sich die tropische indonesische Insel nach Hause ins gemäßigte Klima zu holen.
Der hintere Garten war schon nahezu fertig, als schließlich auch das Fertighaus geliefert wurde. „Die Arbeiter haben ziemlich gestaunt, die meisten Leute bauen erst und machen dann ihren Garten“, erinnert sich Klaus. Sabine und er haben sich für ein „Hufhaus“ entschieden, mit Holzrahmenstruktur und komplett verglast, um drinnen zu leben, sich dabei aber wie draußen zu fühlen. Es ist unterkellert und passte geradeso in die Baugrube, bis auf einen Spatenstich von 30 Zentimetern, dahinter fing gleich der Seerosenteich an. Wasser aus der Dachregenrinne fließt direkt dort hinein, ebenso der Überlauf aus dem Schwimmteich, unter anderem über einen Naturwasserspeier aus einem getrockneten Palmblattstiel. Vor dem Haus schlängelt sich ein künstlicher Bach, der links am Haus vorbei in den Garten führt. Besucher laufen über Holzbohlen, die Schritt für Schritt auf Stahlträgern verankert sind.
Als der Nachbar sich eine Garage baut, die direkt ans vordere Grundstück der Franks grenzt, beschließt Klaus, auch diese Wand zu „bepflanzen“. Aber diesmal nicht in Grün, sondern in Naturstein. Mittendrin ragt ein Baum aus rund geschliffenen Flussschieferkieseln empor: „Wir haben zuerst die Mauer gebaut und in der Mitte Platz gelassen für den Baum, den ich an der Garagenwand vorgezeichnet und dann mit den Kieseln aufgefüllt habe.“ Die dicken Steine für die Mauer aber stammten aus dem Abriss einer ehemaligen Fabrik und wurden mit zwei Sattelschleppern geliefert. „Das war eine Schau, wir mussten Freunde anrufen, damit sie uns mit Sackkarren helfen, die Steine auf unser Grundstück zu bringen.“
Der balinesische Garten in Thüringen ist natürlich „winterhart“, genauso wie das ganze Grün darin. Denn was im Sommer so exotisch aussieht, ist einheimisch, oder die Pflanzen sind so gezüchtet, dass sie auch europäischem Frost trotzen können. Bis auf die Reispapierbäume, die Klaus vor Kurzem für sich entdeckt und ein erstes Exemplar in einen Topf gepflanzt hat. Der Baum hat drinnen überwintert und durfte inzwischen auch in den Garten. Seine Blätter sind nicht nur herrlich groß. Klaus freut sich besonders über ihre neongrüne Farbe.
Text: Andrea Freund | Fotos: Klaus Frank