Der Dschungel im Garten
Alexander Wagner hatte schon immer ein Faible für die Tropen und Palmen. Seine Idee: im eigenen Garten einen kleinen Dschungel anlegen.
Jedes Frühjahr alles für den Herbst aussäen und im Herbst dann fürs Frühjahr? Darauf hatte Alexander Wagner aus Blankenloch bei Karlsruhe keine Lust. Auch nicht auf Rasenmähen. Geht Garten nicht auch anders? Klar. Er verbindet seine Leidenschaft für Reisen in die Tropen, für Palmen und exotische Gewächse mit der Gartenarbeit. Und legt hinterm Haus seinen eigenen 80-Quadratmeter-Dschungel an.
Die erste Palme bezieht 2007 einen Platz im Vorgarten; mittlerweile ist sie fünf Meter hoch. Im Garten hinterm Haus ist mehr Arbeit nötig. Erst mal heißt es: Boden abtragen. Exoten mögen keine Muttererde, sondern Sand, Schotter, Kies und etwas Lehm. Also alles weg. Mit der Motorfräse den Boden auflockern, in die Schubkarre schaufeln, durch die Garage schieben und alles in Container laden. Elf Kubikmeter Erde haut Alexander raus.
Der Startschuss
Dann kann er endlich loslegen. Alexander überlegt, was wo hin soll. Tauscht im Internet Samen, zieht Setzlinge, pflanzt eifrig. Zuerst Palmen und Bananen, manche Saaten bringt er aus dem Urlaub mit, zieht und päppelt sie, bis sie zur Pflanzung bereit sind. Später kommen Zitronen, Orangen und Olivenbäume hinzu. Dazwischen wachsen Ingwer, Kardamom und Füllpflanzen, die schön blühen: Kreppmyrthe, Riesenhibiskus, Elefantenohr. Und in Erinnerung an Floridaurlaube baut er aus Baumarkt-Materialien eine Tiki-Bar in eine Ecke – eingerahmt von Kiwi und Trompetenblume.
Rückschläge
Doch er merkt rasch: Nicht alles klappt auf Anhieb. Nicht jede Pflanze kommt in nordeuropäischen Breitengraden durch. Eukalyptus und Ölweide werden von Pilzen befallen, sie können nicht gerettet werden. Alexander muss resistentere Pflanzen finden. Gift im Dschungel? Geht gar nicht! Er wäscht befallene Pflanzen ausschließlich mit Seifenwasser.
Ich bin einfach etwas verrückt, was Pflanzen angeht."
Alexander Wagner
Noch etwas lernt Alexander in den ersten Wintern: Packt er die empfindlichen Pflanzen einzeln in Luftpolsterfolie ein, wird ihnen bei Sonnenschein schnell zu heiß – sie verkochen regelrecht. Die Lösung: ein Fachwerkhaus für sensible Exoten. Im Herbst wird auf-, im Frühjahr wieder abgebaut. „Ich bin einfach etwas verrückt, was Pflanzen angeht“, gesteht Alexander. Fünf Tage benötigt er für die Konstruktion aus Holz und ausgemusterter Gerüstbaufolie. Die Palmen bleiben draußen, sie sind mittlerweile auch zu groß, um eingepackt zu werden. Ein automatisierter Heizlüfter im Gewächshaus sorgt ab 2° C dafür, dass die Exoten nicht frieren.
Der Garten, der nie fertig wird
Und seine Pläne? Ist der Garten fertig? „Nein“, lacht Alexander, „der wird nie fertig sein!“ In diesem Frühjahr will er weitere zehn Quadratmeter seines Gartens mit tropischen Gewächsen bepflanzen. Darunter Akazien und Pfeffer, zuvor auf der Terrasse in Töpfen gezogen. 60 bis 70 verschiedene Topfpflanzen hat er neben dem Dschungel noch im Haus und auf der Terrasse. Sein kleiner privater Dschungel geht mittlerweile ins 13. Jahr. Was ihn antreibt? „Ich wollte es einfach mal ausprobieren. Und in acht von zehn Fällen hat es geklappt.“ Belohnt wird Alexander mit einem bunt blühenden Garten von Februar bis November.
Alexanders Dschungel im Überblick:
- Beginn: 2006 im Vorgarten angefangen
- Fläche: ca. 100 qm mit exotischen Pflanzen bewachsen
- Ausbau: 2008 ca. 300 selbst gezogene Exoten im hinteren Garten ausgesetzt
- Kosten: ca. 1000 € für Pflanzen und Material für die Fachwerkkonstruktion
Text: Catharina König | Fotos: Alexander Wagner