Der fantastische Garten
Otfried Culmann ist bildender Künstler. Sein Traum? Ein eigenes Reich voller fantastischer Bauwerke: Säulen, Brunnen, Tempel, Bögen, Mosaike und Reliefs.
„Einen Plan für das Gelände hatte ich nie“, erzählt Otfried, „nur für die einzelnen Objekte, schon wegen der Materialbeschaffung.“ Der Bauerngarten hinter dem ehemaligen Pfarrhaus, Otfrieds Elternhaus, musste schrumpfen, um Platz zu machen für die Bauten. Ein Jahr lang arbeitet Otfried an seinem Traumgarten, bis die ersten Besucher kommen, tatsächlich während sieben Kilometer entfernt in Landau die Landesgartenschau läuft. Die ist inzwischen längst vorbei, Otfrieds Schau jedoch dauert an. Um die 200 Besucher kommen an jedem Sonntag im Juli und August. In diesem Sommer werden sie den Hygienevorschriften entsprechend in einer Art Einbahnstraße über das Gelände geleitet. Das bedeutet aber auch: Der Garten als Work-in-progress kann nur von Montag bis Freitag bearbeitet werden. Es soll ja niemand über Baumaterial stolpern oder abgelenkt werden von Flatterband und Absperrungen. Günstig, dass außerhalb des Gartens noch Raum ist für „Robinsons Hütte“, eine Werkstatt mit Lager. Dort bewahrt Otfried Tellervorräte, Mosaiksteine, Fliesenkleber in rauen Mengen auf, dazu Fertigbeton, Sand, Kies, seinen Mörtelrührer und -kübel.
Otfried Culmann
Die Grundlage für die Skulpturen ist meist profan, Blockziegel etwa, oder ein anderes Gerüst. Eine „Kulisse“ seien seine Werke, erklärt Otfried, denn die bunten Keramiken und Teller werden nur aufgeklebt. Klingt einfach, kann aber grade im Sommer knifflig sein. So ist kürzlich ein weiterer Werkstoff dazugekommen: Pattex. „Durch die massive Sonneneinstrahlung auf die Teller entstehen Materialspannungen, die glatten Porzellanflächen halten nicht mehr am Untergrund – die Teller fallen ab und zerbrechen“, erläutert er das Problem. Besonders ärgerlich, wenn die symmetrischen Kunstwerke zwei gleiche Teller erfordern. Ersatz ist fast unmöglich zu beschaffen, denn die Teller sind in der Regel Reste, stammen aus Nachlässen oder gleich aus dem Müll – da kann man nichts nachkaufen. Otfried experimentiert nun mit Klebstoff. Bislang ist er zufrieden. Geringe Abfallrate, sozusagen.
Nach fünf Jahren beharrlicher Arbeit ist das Gelände nun voll. „Jetzt kann ich nur noch in die Höhe bauen“, sinniert er, „oder in die Tiefe.“ Tatsächlich gibt es einen zugeschütteten Keller unter dem Anbau des Wohnhauses, der freigelegt werden könnte. Aber das ist mühsam und teuer – und stößt in der Familie auf wenig Begeisterung. Aussichtsreicher ist ein anderes Projekt: Ein neues, ein weiteres Buch will Otfried schreiben, sein zwölftes. Zuletzt vollendete er Anfang 2020 seine Autobiografie „Memoiren eines Fantasten“, nun soll es ein Buch werden über seinen Garten und fantastische Gartenkunst in aller Welt.
Otfrieds Traumgarten in Zahlen
- Fläche: 700 Quadratmeter
- 17 Architektur-Kunst-Bau-Werke
- maximale Höhe: 5 m
- minimale Höhe: 3 cm
- zehn Brunnen
- Material: etwa 600 Teller, Kleinmosaik, Fertigbeton, Kies, Sand, Fliesenkleber
- Bau-Dauer: 5 Jahre
Text: Katrin Viertel | Fotos: Otfried Culmann