Georgisches „Tonis puri“ ist das Lieblingsbrot von Marcs ältester Tochter Lea. Gebacken wird es in einem speziellen Outdoor-Ofen: einem Tandur, auf Georgisch „Tone“. Das Problem: Die vierköpfige Familie fährt selten nach Georgien, der Heimat von Marcs Frau Eka. Die Lösung: selbst einen Tandur bauen. Um jederzeit frisches Brot backen zu können.

Eine Herausforderung für Marc, 43, Software-Ingenieur aus Rülzheim in Rheinland-Pfalz. Handwerkliche Erfahrung hat er zwar schon. Bisherige Bilanz: ein Terrassenbrunnen und kleinere Gartenprojekte. Doch ein georgischer Tandur, das ist eine ganz andere Nummer. Beim Bau kann man vieles falsch machen. Marc recherchiert im Internet. Er lernt: Vor allem die Gefahr eines Hitzestaus im Ofen ist nicht zu unterschätzen. Er lässt sich nicht unterkriegen. Tauscht sich mit Communities für Outdoor-Öfen aus. Beschließt: Ein Gasofen mit herkömmlichen Materialien aus dem Baumarkt soll es werden. Alles andere wäre zu aufwendig und zu teuer.

Marc Schanne

Er entwirft einen exakten Plan. Beginnt mit dem Bau. Ganz pragmatisch, Schritt für Schritt. Gießt ein kleines Betonfundament, 20 cm tief. Der Ofen soll stabil stehen und lange halten. Immer an seiner Seite: Tochter Lea. Mal mit Sicherheitsabstand, mal ganz nah – zum Anreichen des Werkzeugs.

Knifflig wird’s bei der Befeuerung. In Georgien wird meist Holz benutzt. Das kommt für Marc nicht infrage – zu viel Dreck hinterher. Er schaut sich im Baumarkt um und wird fündig: ein frei stehender Gasbrenner, der sonst auf einer Dreibeinkonstruktion für Paella-Pfannen genutzt wird. Hohe Leistung bei nur 38 cm Durchmesser. Perfekt.

Marc mauert um den Gasbrenner ein paar feuerfeste Schamottesteine, um die Wärme zu speichern. Oben drauf ein Flammenblech und lose Lavasteine. Die sorgen dafür, dass die Hitze gut verteilt wird und sich nicht staut. Über die Konstruktion stellt Marc einen umgedrehten Terrakotta-Blumentopf. Extrem hitzebeständig. Muss er auch sein: Im Inneren wird es mehr als 300° C heiß. Passt.

Der Brennraum steht. Jetzt noch isolieren, um die Hitze zu halten. Mit Steinwolle und Hasendraht um Blumentopf und Schamottesteine. Vorteil: Die Tandur-Hitze strahlt nicht auf die Umgebung ab. Plus: Die Befeuerung mit Gasbrenner ermöglicht, kontinuierlich nachzuheizen.

Zwischendurch gebrauchte Backsteine rund um die Konstruktion hochziehen. dadurch wird der gedämmte Brennraum geschützt. Und die Propan-Gasflasche für den Gasbrenner daneben bleibt trocken.

Sieht schon gut aus, findet Lea. Doch Brot backen kann man damit noch nicht. „Ein bisschen musst Du Dich noch gedulden“, sagt der Papa – und füllt den Freiraum bis zur Ummauerung mit einer Perlite-Feuerzement-Mischung. Der Leichtbeton schließt den gedämmten Feuerraum ein, dämmt nochmal zusätzlich und dient als Basis für das Mosaik. Jetzt ist Leas Einsatz gefragt: Sie verschönert die gesamte Oberfläche mit Mustern aus Fliesenbruch. Willkommener Nebeneffekt: Das Mosaik erleichtert das Ablaufen von Regenwasser. Der Tandur soll schließlich möglichst lange halten, bei Wind und Wetter.

Drei Tage später: Der Ofen ist fertig, Lea bekommt ihr „Tonis puri“. Frisch gebacken. Damit geht die Zeit bis zum nächsten Georgien-Besuch schneller rum. Und Marc? Ist stolz wie Bolle – und überlegt sich schon das nächste Bauprojekt.

Marc Schannes Tandur Ofen im Einsatz: An der Innenwand des Ofens wird der Teig des georgischen Brote „Tonis puri“ gebacken.

Text: Esther Acason | Fotos: Marc Schanne