Gefundenes Fressen
Wer viel schafft, braucht Kraft. Und wenn die fehlt? Halb so wild, wenn man die richtigen Wildkräuter zur Hand hat. Expertin Wiebke Krause weiß, warum sie wahre Wunderwaffen sind.
MACHER: Frau Krause, können Wildkräuter die Apotheke ersetzen?
Wiebke Krause: Das vielleicht nicht. Aber sie sind voller heilkräftiger Vitalstoffe, da sie in keinem Gewächshaus gehätschelt werden, sondern sich in der Natur gegen die Konkurrenz behaupten müssen.
Was heißt das genau?
Wildkräuter enthalten bis zu 30-mal so viele Vitalstoffe, also Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, wie gezüchtete Pflanzen. Hinzu kommen ihre Bitterstoffe. Die regen den Stoffwechsel an, wirken verdauungsfördernd und binden Gifte im Körper. Deshalb ist es wichtig, viel zu trinken, damit die Gifte auch aus dem Körper gespült werden können.
Mische ich mir Wildkräuter dann einfach in den Salat?
Ja, zum Beispiel. Oder man bestreut mit ihnen jede andere Mahlzeit, so wie man das auch mit Petersilie tut. Ich mische Wildkräuter gern in meinen Brotteig und schmeiße die Blätter morgens mit in den Smoothie-Mixer.
Was ist mit Tee?
Tee geht immer. Und man kann ihn mit allen zum Verzehr geeigneten Wildkräutern einfach aufbrühen. Oder als Sud für verschiedene Voll- und Fußbäder verwenden.
Sind frische Wildkräuter heilsamer als getrocknete?
Sie enthalten jedenfalls mehr Vitalstoffe. Für Öle und Salben sollte man deshalb auf jeden Fall frische Wildkräuter oder Wurzeln verwenden. Für Tees kann man auch gut auf getrocknete Blüten und Blätter zurückgreifen. Ich lege sie in eine mit Küchenpapier ausgelegte offene Holzkiste. Die stelle ich dann ein paar Tage an einen trockenen, schattigen und gut durchlüfteten Platz. Anschließend sollte man sie in lichtundurchlässigen Vorratsdosen aufbewahren.
Wann ist die beste Zeit zur Wildkräutersuche?
Die meisten findet man ganzjährig, zumindest von Frühling bis Herbst. Wer Wildkräuter trocknen möchte, sollte sie allerdings möglichst im Frühling kurz vor der Blütezeit pflücken, da produzieren sie die meisten Vital- und Bitterstoffe.
Wer ist der Star unter den Wildkräutern?
Total unterschätzt ist die Brennnessel. Findet man überall und ist ein Spitzennährstofflieferant mit hohem Eiweiß- und Eisenanteil. Sie wirkt zudem harntreibend und entgiftend.
Wie verwerten Sie sie?
Auf viele Arten: Als Tee wirkt Brennnessel entschlackend. Als Jauche benutze ich sie zur natürlichen Schädlingsbekämpfung. Doch am liebsten frittiere ich Brennnesselblätter zu knusprigen Chips und fläze mich damit aufs Sofa.
Interview: Tobias Pützer | Foto: Lucas Wahl
Wiebke Krause
Die Hamburger Kräuterexpertin und studierte Umweltwissenschaftlerin bietet Wildkräuterwanderungen, Outdoor-Meditation und Naturküche-Kochkurse am Lagerfeuer an. Info unter natuerlichsein.net.