Im Takt des Mittelalters
Feuer, Hammer, Stahl: Der Engländer Alex Pole schmiedet in seiner Werkstatt noch wie im Mittelalter. Aus Respekt vor den Ahnen seiner Zunft – und aus Liebe zur Tradition.
Alex legt das Stahlstück in die mehr als 1000 Grad heiße Glut. Nach wenigen Minuten leuchtet das Metall wie die untergehende Sonne auf einer Südseepostkarte. Mit heftigen, gezielten Schlägen haut er die vordere Seite flach. Alex muss schnell arbeiten. Erkaltet der Stahl, lässt er sich nicht mehr gut formen. Die Herausforderung außerdem: den Stahl so akkurat zu klopfen, dass er genau die gewünschte Form bekommt. Die Kanten so fein zu hämmern, dass sie wie mit dem Lineal gezogen aussehen. Alex legt das Stahlstück an einen Keil und hämmert von hinten drauf, bis es sich durch den Keil vorne in zwei Zinken spaltet. Er muss präzise arbeiten, damit die Zinken exakt parallel stehen. Überhaupt, die Feinarbeit, das Fingerspitzengefühl und die Fähigkeit, enorme Kraft gezielt zu steuern: Das ist die große Kunst beim traditionellen Schmieden.
Zisch! Alex schreckt die noch frisch geschmiedete und noch immer glühend heiße Fleischgabel in einem Eimer mit kaltem Wasser ab.
Alex Pole
Text: Reinhard Keck | Fotos: Greg Funnell