Jetzt oder nie: Esther baut sich einen Gartengrill
Mörtel angerührt, Steine geschnitten, gemauert: hat unsere Autorin Esther noch nie. Aber ihr Wille, bald am selbst gebauten Grill zu stehen, ist stärker als eventuelle Selbstzweifel. Dass der Winter kommt, ist für sie auch kein Hindernis: Grillen geht schließlich immer.
Ich gebe es zu: Ich bin ein Riesen-Grill-Fan. Freunde zusammentrommeln, stundenlang schnacken und nebenher genüsslich das Grillgut vernichten: Besser geht’s nicht. Für mich zumindest. Am liebsten würde ich den Grill jede Woche anwerfen. Und warum sollte ich jetzt im Herbst und Winter damit aufhören?
Ja, warum eigentlich? Mir will dafür absolut kein Grund einfallen. Stattdessen sehe ich meine Freunde und mich vor meinem inneren Auge, warm eingepackt und umgeben von Schnee, in meinem Garten um den Grill stehen.
Bei der hohen ganzjährigen Grillfrequenz, die mir jetzt vorschwebt, brauche ich aber etwas Solideres als meinen alten Dreibein-Grill. Es ist Zeit für schwerere Geschütze. Ich brauche Material, auf das ich mich verlassen kann, etwas Bodenständiges, das gegen Wind und Wetter gewappnet ist.
Nach kurzer Internetrecherche steht mein Entschluss: Ich will einen gemauerten Grill – selbst gebaut aus hitzebeständigen Klinkersteinen. Der Rost wird von vorne wie ein Pizzablech eingeschoben, rechts und links von hervorstehenden Klinkersteinen gehalten. Weil es die in mehreren Ebenen gibt, ist der Rost höhenverstellbar, und die Hitze lässt sich gut regulieren. Hab ich zumindest gelesen. Klingt gut, bleibt nur eine Herausforderung: ich habe noch nie gemauert. Aber so schwer kann das nicht sein – oder?
1. Platz auswählen
Mag sein, aber bevor ich das rausfinden kann, brauche ich erstmal einen geeigneten Platz für den Grill: Er soll circa hüfthoch sein. Das Gewicht muss der Boden erstmal tragen, sonst sackt der Grill am Ende ab und steht schief. Ich gehe in den Garten und drücke fest mit geschlossener Faust in die Erde. Zu weich, hier klappt’s schon mal nicht. Nach wenigen Minuten werde ich fündig. Hier, relativ mittig im Garten, hat er festen Stand, und die Nachbarn werden nicht durch Grillgeruch gestört. „Kann losgehen“, rufe ich voller Vorfreude, mache mich auf in den Baumarkt und komme mit einer Ladung Klinkersteinen und Betonplatten zurück. Projekt gestartet!
2. Das richtige Fundament
Ich messe mit dem Zollstock den Abschnitt für das Fundament meines Gartengrills aus: Ein Quadrat aus vier Betonplatten. Sieht gut aus, oder? Ich gehe auf Nummer sicher und messe auch ab, wie ich die Klinkersteine auf den Betonplatten positionieren muss, damit ich Grillrost, Kohlerost und Aschegrill später mittig auf die Steine schieben kann. Passt. Also entferne ich die Grasnarbe mit einem Spaten, um eine ebene Fläche zu schaffen. Das Gras ist widerspenstiger als gedacht, doch davon lasse ich mich nicht abschrecken. Noch einmal mit dem Rechen einebnen, dann lege ich die Bodenplatten in das Bett aus Erde und richte sie aus. Hier muss ich besonders exakt arbeiten, damit alles eben ist. Denn die Stabilität meines Grills hängt vom Fundament ab. Also schnappe ich mir die Wasserwaage – sie wird mir beim Bauen noch sehr ans Herz wachsen – und messe, ob die Betonplatten gerade liegen. Noch sehr uneben. Also hebe ich die Betonplatten, wo nötig, mit untergeschobener Erde an, oder senke sie mit einigen Schlägen mit dem Maurerhammer ab, bis die Wasserwaage ihr Okay gibt. Läuft! Bei Nummer drei werde ich übermütig, schlage zu fest zu – und Platte bricht. Jammern nützt nichts, ich fahre noch mal zum Baumarkt, kaufe missmutig Ersatz. Positionieren, mit ausreichend Feingefühl justieren, Wasserwaage drauf, fertig.
3. Gerührt, nicht geschüttelt
Endlich geht’s ans Mauern. Ich mische zum ersten Mal in meinem Leben Mörtel an und fahre mit dem Mörtelrührer, eingesetzt in die Bohrmaschine, gleich großes Geschütz auf – ist wie Kuchenteig machen mit einem extra großen Mixer. Einfach rühren, bis alles gut durchgemischt ist und die richtige Konsistenz hat. Dann greife ich zum Spachtel und beginne mit der ersten Steinschicht. Da es meine „Mörtel-Premiere“ ist, dauert es ein wenig, bis ich weiß, wie viel Mörtel ich pro Stein und zur Verbindung der Seiten der Steine verwenden muss. Die Mörtelfugen müssen gleichmäßig und vollständig gefüllt sein. Nach der ersten Reihe – vier Steine in der Mitte, jeweils zwei an den Seiten – habe ich den Dreh raus: Nachdem ein paar Steine verlegt sind, messe ich mit der Wasserwaage nach. Und merke schnell: Hier ist Detailarbeit gefragt. Ich schlage bei Unebenheiten noch einmal mit dem Maurerhammer von oben und auch seitlich auf den Stein. Passt. Die erste Reihe ist eben und geschafft. Weiter geht’s.
4. Stein um Stein
Die nächste Reihe mauere ich im Verbund. Mit anderen Worten: Ich setze die Steine treppenförmig, also die Steinreihe in unterschiedlich langen Abstufungen. Und stehe vor weiteren Herausforderungen: Ich muss Steine kürzen, um diese treppenförmige Anordnung – drei Steine für die Rückwand, jeweils zwei komplette Steine und ein halber an den Seiten – einhalten zu können. Also geht es an den Winkelschleifer, den ich noch nie benutzt habe. Noch eine Premiere. Ich konzentriere mich, setze die Schutzbrille auf, markiere am Stein, wo ich mit der Flex schneiden muss, setze an – und schneide den Stein rund einen Zentimeter tief an. In den so entstandenen Spalt stecke ich das Stecheisen und schlage mit dem Maurerhammer darauf. Zack, schon ist der Stein zugeschnitten. Das ging ja schnell! Ich bin mächtig stolz. Doch zu früh gefreut. An der Mauer angelegt merke ich: Der Stein passt nicht perfekt. Ich muss einen neuen Versuch wagen und bin froh, dass ich im Baumarkt sicherheitshalber ein paar Steine zu viel gekauft habe. Mit jeder Steinreihe werde ich entspannter an der Flex – und verliere dabei fast aus den Augen, dass ich meine farbigen Steine einbauen wollte. Gerade noch rechtzeitig. Ich lege mir die dunklen Steine zurecht und stoße auf das nächste Problem: Der Mörtel ist ausgehärtet. Ich habe einfach zu lange gebraucht. Mist. Also geht’s noch mal an den großen Mixer. Dann kann ich endlich weiter mauern.
5. Der Feinschliff – und ab an den Grill!
Dann noch eine Schicht oben drauf, wie gehabt mit der Wasserwaage nachmessen, mit dem Maurerhammer die Steine einebnen – und fertig. Natürlich noch nicht ganz. Wäre ja auch gelacht. Zwischendurch habe ich immer schon überschüssigen Mörtel abgetragen und die Wände grob mit einem feuchten Besen gereinigt. Das mach ich noch einmal gründlich. Soll ja auch schön werden. Und dann geht es an den Feinschliff: Mit der Fugenkelle ziehe ich leicht von der Außenseite in die Mörtelfuge, damit der Regen frei ablaufen kann, und lasse ich alles einige Stunden trocknen.
Dann der große Moment: Ich setze den Aschegrill – dort fällt später die Asche hinein – den Kohlerost – hier lege ich die Kohle drauf – und Grillrost – hier kommt das Essen hin – ein. Passt alles, sitzt alles fest? Ja, ein Glück. Rechts und links am Überstand habe ich sogar noch Platz, um eine Grillzange einzuhängen. Was will man mehr?
Jetzt aber endlich den Grill anwerfen! Er tut, was er soll. Ich bin stolz! Und siehe da: Sogar die Sonne kommt raus. Mit der heißen Glut vor mir, macht mir auch die Kälte nichts aus. Meine Grillsaison ist gestartet – und wird niemals enden!
Text: Esther Acason | Fotos: Lucas Wahl