Jetzt oder nie: Sascha baut eine Shelter
Zelte hat unser Autor Sascha Borrée in seinem Leben schon reihenweise aufgeschlagen. Eine Shelter nur aus Ästen, Zweigen und Blättern noch nie. Höchste Zeit, das zu ändern, findet er. Wenn man wahre Freiheit fühlen will. Und er will.
An manchen Tagen will ich einfach nur noch in den Wald. Die Freiheit spüren, wieder zum wilden Kerl werden. Abseits aller Wege zwischen Fichten, Tannen und Buchen gehen, auf den Fährten von Füchsen und Wölfen. Abends, wenn es eigentlich Zeit wäre, in die Zivilisation zurückzukehren, höre ich dann oft eine leise innere Stimme. „Bleib doch noch“, flüstert sie.
Und tatsächlich würde ich gerne. Denn soviel ist klar: Wer sich nach einem Tag im Wald am Abend wieder ins warme weiche Bett verkriecht, hat von wahrer Freiheit wenig verstanden. Und wer eine Nacht da draußen nur dank Schlafsack, Zelt und Luftmatratze übersteht, irgendwie auch nicht so recht.
Also, wie machen das die Profis? „Wir bauen eine Shelter, eine einfache Outdoor-Behelfsunterkunft“, erklärt mir Arnaud Gagné. „Das geht allein mit natürlichen Materialien, die findet man leicht. Die perfekte Lösung, auch wenn man mal unerwartet im Wald übernachten muss.“ Der kanadische Wildnisführer war früher Tischler und Skilehrer, lebt jetzt auf Salt Spring, einer Aussteiger-Insel vor der Pazifikküste bei Vancouver – und hat sich bereit erklärt, mich fit für den Wald zu machen.
Arnaud Gagné
Für eine Weile scheint alles still zu sein. Doch bald beginnt der Wald zu mir zu sprechen. Er knackt, rauscht, raschelt. Er summt, ruft, seufzt. Singt mich langsam in den Schlaf. Endlich, denke ich, ich kann es endlich hören: das Wiegenlied der wilden Kerle. Dann schließe ich die Augen. Die Nacht kann kommen.
Text: Sascha Borrée | Fotos: Peter Holst