Jetzt oder nie: Sascha baut sich eine Seifenkiste
Seifenkisten sind die ultimativen Schrauber-Projekte: Sie fahren nicht vom Fließband, man muss sie sich schon selber bauen. Unser Autor greift zu Säge, Schrauber, Leim – und sagt: „Goodbye, Bobbycar!“
Irgendwann im Leben wird es Zeit, sich mit Würde von gewissen Kindheits- und Jugendträumen zu verabschieden. Dass ich kein Pirat mehr werden würde, war mir spätestens mit acht Jahren klar. Traurig? Von wegen. Dass einige Träume auch irgendwann wieder begraben werden müssen, bleibt nicht aus. Doch wie trennt man sich ohne Bitterkeit von einem toten Traum? Zum Beispiel, indem man ihn für andere wieder aufleben und wahr werden lässt.
Kinder sind die wohl dankbarsten Empfänger für geschenkte Träume. Und für selbst gebautes Spielzeug. Lucas, Fotograf dieser Reportagereihe, selber ein echter Macher und dazu noch Vater eines vierjährigen Mädchens, gibt die Initialzündung: „Wir müssten mal was für Kinder bauen“, sagt er, vielleicht nicht ganz uneigennützig. Und ich nehme den Funken auf: „Wie wär’s mit einer Seifenkiste?“
Sascha Borrée
Auch ich bin nicht ganz uneigennützig: Mein eigener Traum von der Karriere als Seifenkisten-Pilot starb kurz vor der Pubertät. Zu seinem Ableben trugen auch die damals eher mittelmäßig ausgebildeten handwerklichen Fähigkeiten in unserer Familie bei. Wie dem auch sei, der verhinderte Seifenkisten-Pilot in mir kann sich also gerade keine bessere Aufgabe vorstellen, als einen eigenen Rennwagen für Jule, Lucas’ vierjährige Tochter, zu bauen.
Und ich verstehe, dass die Träume unserer Kindheit eigentlich nie sterben. Wir müssen sie auch nicht begraben, so ein Unsinn. Wir müssen sie einfach nur loslassen, abgeben. Und den Kindern von heute anvertrauen.
Text: Sascha Borrée | Fotos: Lucas Wahl