Klein, fein, meins
Sechs Bauwagen, umgewandelt zu vollwertigen Minihäusern mit Elektrik, Dämmung und bodentiefen Fenstern. Klaus Madsen baut Tiny Houses. Gerade arbeitet er an Nummer sieben. Ein Besuch im Wagendorf.
Klaus Madsen, 58, sägt schon wieder. Er hat Tischler gelernt, muss ein paar Holzlatten zuschneiden für Bauwagen Nummer sieben. Er soll sein Meisterstück werden. Größer und besser als die sechs Bauwagen, die er im Wagendorf Berlin-Karow schon für seine Familie zu TinyHouses umgebaut hat. Die Minihäuser sitzen auf den Chassis von Bauwagen. Gerüst, Wärmedämmung, Elektrik, Innenverkleidung, Einrichtung – alles baut er selbst. Im Alleingang. Auch bei TinyHouse Nummer sieben. Dafür hat sich Klaus etwas Besonderes überlegt: bodentiefen Glasfenster. Für den Arbeitsplatz seiner Frau Susan.
Die Wände sind mit zementgebundenenSpannplatten verkleidet. Ein Material, das er bereits bei einigen anderen Bauwagen eingesetzt hat. Sie machen optisch mehr her als herkömmlichen Spanplatten und sind nicht brennbar. Das ist wichtig: Alle von MadsensBauwagen sind mit einem alten dänischen oder norwegischen Holzofen ausgestattet.
Mit und neben ihm und Susan wohnen ihre Kinder in den TinyHouses. Zusammen mit deren Partnern und Freunden macht das: neun Menschen und sieben Katzen in bisher sechs Bauwagen. Einer der Bauwagen ist Küche und Badezimmer zugleich, darin steht ein alter, aus Dänemark stammender Holzzuber. Eigentlich alles da, könnte man meinen. Klaus hört deshalb aber noch lange nicht auf: „Es gibt doch immer was zu tun“, sagt er knapp. Er braucht das Bauen.
Vor etwa fünf Jahren lebte Klaus mit seiner Familie noch in Berlin-Zehlendorf. Die Patchwork-Familie führte ein ruhiges, bürgerliches Leben. Dann hatte Klaus einen Herzinfarkt. Und der brachte ihn und seine Frau, Eltern von insgesamt zehn Kindern, ins Grübeln: Wie wollen wir leben? Was und wie viel brauchen wir zum Glücklichsein? Ein Besuch bei Freunden im WagendorfKarow brachte die Antwort: So ein einfaches, freies Leben. Das brauchten sie.. Gesagt, getan. Sie zogen ein. Klaus baute sein erstes TinyHouse. Und fand dabei seine Berufung.
Vier Monate lang arbeitete er an seinem ersten Bauwagen. Vom Rohgerüst über die Dämmung bis hin zu den Fenstern und dem Vordach, das noch immer auf eine Plexiglas-Scheibe wartet, um regenfest zu sein. Seine Neugierde ist auch seine Schwäche: „Ich habe immer ein Bild vor Augen, wie etwas aussehen soll. Dann mache ich alles Grobe, aber am Ende habe ich manchmal einfach keine Lust mehr auf den Kleinkram. Weil ich schon wieder die nächste Idee im Kopf habe und damit anfangen will.“
Alles, was Klaus wirklich braucht, sind Baumaterial und seine Hände. Seine Minihäuser heben sich in ihrem Aussehen deutlich von den anderen Wagen im Dorf abheben: „Viele hier bauen mit Resten. Wenn ich eine Idee habe, will ich aber, dass es auch genauso aussieht, und will mich nicht auf die Größe einer Tür- oder eines Fensters beschränken, weil gerade nichts anderes da ist.“ Dann wartet er auch schon mal etwas länger auf Material und baut stattdessen an einem anderen Wagen weiter. „Manchmal verrenne ich mich auch, dann bin ich wie im Tunnel“, gesteht er. Etwas abbrechen musste er deshalb aber noch nie. Er findet immer einen Weg, wie er seine Ideen umsetzen kann.