Liebeserklärung an das Holz
Am liebsten arbeitet er mit dem Holz und nicht dagegen, sagt Søren Engel. Und schält bereits angelegte Strukturen behutsam heraus. Wie das geht? Mit viel Gefühl. Und Liebe zum Werkstoff.
Mit Holz drücke ich mich aus – auf eine Art, die ich mit Worten nicht hinbekomme. Mit einem Material, das mit mir spricht.“
Søren Engel
Søren liest Holz, wie andere Menschen Bücher. Die „Buchstaben“ ergeben sich aus der Wuchsrichtung und der Maserung des Holzes. Wenn er ein neues Stück Holz bekommt, liest er sie mit seinen Sinnen: Er betrachtet es, riecht und hört daran, streicht darüber. Manchmal schließt er seine Augen, legt seine Hand darauf und spürt einfach nur. Und findet so heraus, für welches Projekt es sich eignet, welche Geschichte es ihm erzählen will. Um nicht gegen seine Strukturen, sondern mit ihnen herauszuarbeiten, was bereits darin angelegt ist.
Auf Tuchfühlung
Dann geht Søren in die Tiefe, löst – falls vorhanden – vorsichtig einen Teil der Rinde oder schneidet das Holz leicht ein. Prüft, wie das Material unter der Oberfläche aussieht, wie hart oder weich es ist, welche Färbung es hat. Auch ob sich beispielsweise Schwämme darunter befinden. Was für andere ein Grund wäre, das Holz zu entsorgen, ist für ihn ein Glücksfall: Die Pilze verändern Struktur, Festigkeit und Farbe und machen die Arbeit damit für ihn noch spannender.
Die Podcast-Folge dazu
Im Werkstattgespräch erzählt Søren mehr über den Wald, Kunst und Zufälle.
Freiraum für Veränderung
Weil Søren will, dass das Holz sich auch nach der Bearbeitung durch ihn weiterentwickelt, verzichtet er weitestgehend auf Öle, Wachse oder Lacke. So reagiert es beispielsweise mit der Säure im Regen, Moose können sich ansetzen oder Insekten einnisten. So bleibt das Holz in ständiger Veränderung. Am Leben.
Kontrast zieht an
Søren braucht etliche Stunden, um aus einem großen Stamm die grobe Form mit Kettensäge und Axt herauszuarbeiten, um alles Überflüssige zu entfernen. Dagegen benötigt er nur wenige Stunden für die feinen Details mit Feile und Schleifpapier. Dieser Kontrast – zwischen langwieriger mühevoller Arbeit für ein grobes, unfertiges Ergebnis und leichter, kurzer Arbeit für das feine, perfekte Endergebnis – fasziniert ihn immer wieder.
Text: Benjamin Kuschnik | Regie: Benjamin Kuschnik | Kamera: Simon Hollmann/Jendrik Hillebrecht
Mehr zum Macher
Wie das aussieht, was am Ende rauskommt? Hier gibt es mehr Infos über Søren und seine Werke.