Liebeserklärung an das Steinmetzen
Wenn man Alexander Macher einen Stein vorsetzt, kann er nicht anders als etwas daraus zu machen. Über einen, der seine Leidenschaft gefunden hat.
Ein Freitagnachmittag in Neuhofen in Österreich. Alexander Macher wirft den Hochleistungsbrenner an und richtet die Flamme auf den nassen Schieferfindling vor sich. „Der Stein muss trocken und moosfrei sein, damit ich ihn bearbeiten kann“, erklärt er.
Alexander ist Steinmetz, mit Leib und Seele. Neben seiner Arbeit bei einer Steinmetzfirma greift er auch nach Feierabend und am Wochenende immer wieder zu Hammer und Meißel, setzt seine eigenen Ideen um. Dabei kommt er zur Ruhe, das ist sein Ausgleich, sagt er.
Er tauscht den Brenner gegen die Flex. Die Maschine jault auf, Steinstaub und Splitter fliegen. Zu erkennen ist noch nichts, aber Alexander scheint einen Plan zu haben. Aus dem Schieferfindling wird eine Miniatur von Bad Ischl – für das Grab seiner Großmutter, die im letzten Jahr verstorben ist: „Sie war eine Herzblut-Bad-Ischlerin, die Idee für die Skulptur habe ich schon länger, jetzt komme ich endlich dazu.“
Alexander legt Hammer und Meißel beiseite, bestreicht mit schnellem Pinselstrich den Stein mit schwarzer Acrylgrundierung, tupft Goldpigmente auf die Dächer, Silberpigmente auf Berge und Traun. Dann klopft er sich den Staub von der Kleidern, atmet tief durch und lässt den Blick zu der fertigen Skulptur wandern: „Dieser Beruf ist einer der ältesten auf der Welt. Er ist so vielseitig – und was dabei herauskommt, ist auch in hunderten oder tausenden Jahren noch da“, sagt er leise und spricht weiter in sich hinein: „Ein Stein, an dem man arbeitet, war schon lange vor einem da und wird es noch lange nach einem sein. Da wird man doch ehrfürchtig. Muss man doch, oder?“
Text: Barbara Pfeil I Fotos: Alexander Macher