Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt. Und sehe in so ziemlich allem einen Werkstoff. Und dieser Werkstoff ist mir auf eine gewisse Art heilig. Ich möchte ihn verarbeiten, am besten bis zum letzten Rest. Ich möchte ihm eine Bestimmung geben, einen Sinn, eine Seele, die er möglichst lange behalten kann.

Dabei ist es mir nicht wichtig, ihn nur für das einzusetzen, wofür er ursprünglich gedacht war oder erschaffen wurde. Ich mache aus einer alten Nähmaschine eine Whiskey-Zapfanlage, aus einem Stück Lüftungsrohr einen Lampenschirm, aus Zimmermannsnägeln ein Weinglasregal. Die Hauptsache ist doch, das Ding lebt.

Steffens Werkstatt. Hier wird aus allem etwas gemacht + Lampen aus Nähmaschinen und Kupferrohren, Skulpturen und Gemälde: Bei Steffen bekommt jedes Werk seine Bühne
Ein Schachspiel nach Steffens Regeln: Aus Holz und Fliesenresten
Ein Schachspiel nach Steffens Regeln: Aus Holz- und Fliesenresten

Ich streife über Flohmärkte, durch die Stadt oder den Baumarkt, sehe etwas und weiß sofort, dass ich daraus etwas mache. Dann landet es oft erst mal in meiner Werkstatt und wartet. Aber irgendwann knallt es im Kopf, und es kommt zum Einsatz.

Steffen Fischer

„Ist das alles von dem?“, fragen die Leute, wenn sie in meine Ausstellungen kommen. Das gefällt mir. Weil es mir zeigt, dass ich nicht in eine Schublade passe, sondern meine Arbeit ein Spiegel dessen ist, was ich in dieser Welt voller Möglichkeiten vorfinde. Weil ich aus allem etwas machen kann. In jedem Stil und aus jedem Material. Manchmal muss ich probieren, probieren, probieren. Aber irgendwann passt es, irgendwann funktioniert es. Das gehört dazu und macht, dass ich immer weiterlerne, immer mehr kann. Und das heißt ja wiederum: noch mehr Vielfalt, noch mehr Möglichkeiten!

Das ist für mich maximale Freiheit, kein Beruf.

Es gibt Kunden, die sagen mir nach 27 Jahren: „Schau, hier! Ich habe Deine Arbeit noch.“ Das macht mich glücklich. Dann weiß ich: Ich habe das richtig gut gemacht.

Protokolliert von Barbara Pfeil | Fotos: Steffen Fischer