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HORNBACH betont immer wieder, ein Familienunternehmen zu sein, das in Generationen denkt und nicht in Quartalen. Wie spiegelt sich das beim Thema Nachhaltigkeit wider?

Ich erlebe das schon seit vielen Jahren – früher als Aufsichtsratsmitglied, jetzt als Teil der HORNBACH-Familie: Bei allen Beteiligten steht immer das mittel- und langfristige Denken im Vordergrund und nie das kurzfristige. Das ist eine Haltungsfrage. Es geht im Unternehmen stets um die längerfristige Entwicklung und daraus entsteht viel Positives. Genau das ist Nachhaltigkeit: das langfristig Werthaltige. Es ist großartig, dass diese Haltung und die entsprechenden Werte wie Ehrlichkeit und Offenheit – eben ein ehrbarer Kaufmann sein – bei HORNBACH so gedacht werden.

Welche Bedeutung haben solche starken Werte, um ein Unternehmen erfolgreich zu navigieren?

Man braucht immer eine gewisse Orientierung, und die kommt am besten aus einer wertorientierten Haltung heraus. Deswegen ist es wichtig, dass diese auch gelebt wird und nicht nur auf dem Papier steht. Stabile Grundsätzlichkeiten sind entscheidend, um sich in einer gemeinsamen Ausrichtung zu bewegen und zu entwickeln. Ohne beständige Werte wird das Verhalten beliebig.

Aber Nachhaltigkeit darf kein Dogma sein. Man muss stets hinterfragen, was gerade im aktuellen Zusammenhang angemessen oder notwendig ist. Wenn ein Unternehmen eine Entscheidung treffen muss, um das eigene Überleben zu sichern, diese Entscheidung aber unter ökologischen Aspekten nicht die nachhaltig beste ist, kann das dennoch vernünftig sein, wenn die ökonomische Nachhaltigkeit gesichert wird. So kann man später wieder mit ganzer Kraft ökologische Ziele verfolgen.

Was braucht es, um ein Unternehmen nachhaltig zu wandeln?

Nachhaltig wandeln klingt so nach Schalter umlegen – und das geht nicht. Ein Unternehmen ist ein sozialer Organismus, der sich entwickelt. Die Kernfragen lauten: Wie kann ich die richtigen Entwicklungsschritte setzen für das, was ich als vernünftig erkannt habe? Und wie kriege ich das ökonomisch Notwendige mit dem nachhaltig Sinnvollen gut zusammen? Das generiert sich immer wieder neu. Da ist es wichtig, dass Nachhaltigkeitswerte idealerweise in jedem einzelnen Menschen verinnerlicht sind, nicht nur in einer Stabsabteilung. Wichtig sind Wahrnehmungen mit Nachhaltigkeitsbewusstsein – von möglichst vielen im Unternehmen. Denn Wahrnehmung ist Voraussetzung für Gestaltung.

Erich Harsch

Was kann HORNBACH beim Thema Nachhaltigkeit schon gut?

Die ethische Grundhaltung stimmt. Aus dieser heraus fallen viele vernünftige Entscheidungen wie etwa der Verzicht auf handbehauene Natursteine im Jahr 2013 und Glyphosat zwei Jahre später. Es wird oft über Optimierungen bei Verpackungen und Transporten gesprochen – da paart sich das Eigeninteresse am besten. Man tut sich selbst einen Gefallen, wenn man unnötigen Ressourcenverbrauch reduziert. Dann wird es auch wirtschaftlicher. Wir haben gerade fast alle Märkte auf LED-Beleuchtung umgestellt und sparen dadurch mehr als zehntausend Tonnen CO2 jährlich. Das ist zwar erstmal ein ordentliches Investment, zahlt sich aber im reduzierten Strom- und Ressourcenverbrauch schnell aus – und rechnet sich nach verhältnismäßig kurzer Zeit. Ein schönes Beispiel, dass sich Ökonomie und Ökologie nicht gegenseitig ausschließen. Es läuft schon viel richtig, aber wir können auch noch vieles besser machen.

Erich Harsch 1

Zum Beispiel?

Wir können bei den Vereinbarungen mit Lieferanten noch verbindlicher werden. Speziell auch, was die Nachhaltigkeitsaspekte bei den Eigenmarken angeht. Da hat man von Haus aus mehr Spielraum als bei anderen Marken. Entscheidend ist auch, wie konsequent man agiert, wenn man ungesunde Dinge wahrnimmt. Das riesige Sortiment von HORNBACH bietet unendlich viele Anknüpfungspunkte. Aber Vorsicht: Wenn wir Produkte aus nachhaltiger Sicht auslisten, diese jedoch breit nachgefragt werden, gehen die Kunden zum Wettbewerber. Und das kann sich kein stationärer Händler auf absehbare Zeit erlauben. Hohe Ambitionen sind sehr wichtig, aber gegen das Kundeninteresse zu handeln, kann gefährlich sein. Jedoch müssen wir dem Verbraucher stets Alternativen anbieten, sodass er sich bei uns für nachhaltige Produkte und damit für nachhaltiges Handeln entscheiden kann.

Wenn es um nachhaltige Verpackungen, Transporte und Retourenverwertung geht, bietet der Onlinehandel großes Konfliktpotential.

Vieles ist nicht zwingend nachhaltig. Bei 200.000 Artikeln im Onlineshop haben wir jede Menge Produkte, die wir noch weiter optimieren können in der Nachhaltigkeit. Als Handelsunternehmen sind wir allerdings zuerst unseren Kunden verpflichtet. Wenn sie diesen Service nachfragen, wenn die Entwicklung der Welt dorthin geht, dann werden wir uns dem nicht verschließen und sagen „wir machen das nicht“. Im Gegenteil: Man muss diese Entwicklungen so gut wie möglich gestalten. Es geht weder um Vergötterung noch um Verteufelung von einzelnen Dingen. Der Lauf der Welt ist stets ein neuer. Daher braucht es eine ambitionierte Mitgestaltung dieses Laufs – immer situativ angepasst und wertorientiert ausgerichtet. Je nachdem, was notwendig und von den Menschen gewollt ist.

Wie können Kunden nachvollziehen, dass HORNBACH nachhaltig wirtschaftet?

Bei der Kommunikation nach außen haben wir tatsächlich noch Potenzial. Andererseits: In den sozialen Medien fanden Nachhaltigkeitsthemen vor Greta Thunberg und Fridays for Future kaum statt. Das ist jetzt besser geworden. Es hat sich vorher ja nicht nichts entwickelt – nur vielleicht langsamer. Die Dynamik hat zugenommen, da stellt sich die Frage: Gestaltest du oder verwaltest du? Es gibt aus meiner Sicht zu viele, die nur verwalten, und zu wenige, die wirklich mitgestalten.

Es kommt darauf an, das Thema mit konkreten Beispielen zur Wirkung zu bringen. Nicht über Nachhaltigkeit an sich sprechen, sondern die Vorteile eines nachhaltigen Produktes hervorheben. Aber dabei muss man auch aufpassen: Je lauter man brüllt, desto höher wird auch der Anspruch der Kunden, und den sollte man dann auch erfüllen können.

Wie definieren Sie für sich den Begriff Nachhaltigkeit?

Es stört mich, wenn Nachhaltigkeit pauschal und einseitig als ökologische Forderung genannt wird. Wenn das individuelle, situativ angemessene Element flöten geht und Aussagen einseitig dogmatisch dargestellt werden. Da reagiere ich allergisch. Es geht um das Bewusstsein für sinnhafte Entwicklung. Je mehr Bewusstsein ich habe, desto besser treffe ich nachhaltige Entscheidungen.

Selbstverständlich achte ich auch privat darauf, keine Ressourcen zu verschwenden und Produkte nicht im Überfluss anzulegen, sondern nur das zu haben, was wirklich benötigt wird. Nachhaltigkeit – wie ich sie verstehe – ist das, was ganzheitlich ist und möglichst viele Aspekte mit einbezieht.

Soziale Vielfalt beispielsweise ist für mich eine Grundvoraussetzung, dass man sich als Mensch nachhaltig aufstellen kann. Langfristig sinnhaft kann nur sein, was für Mensch und Erde gut ist.

Erich Harsch

Welcher Überzeugung folgen Sie als Unternehmer?

Die wichtigste Qualität ist die Menschenorientierung. Das heißt, die Orientierung Richtung Kunde ist für einen Händler essenziell. Aber ebenso in Richtung Kollegen – also der Menschen, die in einem Boot sitzen und gemeinsam rudern, damit unsere Kunden gut versorgt werden. Da kommt alles zusammen: Wie kann ich mich bestmöglich am Kunden orientieren und mich gleichzeitig bestmöglich für die Mitarbeiter einsetzen? Natürlich verbunden mit der wirtschaftlichen Komponente. Die betriebswirtschaftliche Realität muss man als Unternehmer immer im Auge haben, sonst macht man einen schlechten Job.

Wie haben sich die Ansprüche der Kunden an nachhaltige Produkte, aber auch nachhaltig agierende Unternehmen verändert?

Die Ansprüche der Menschen und der Gesellschaft steigen. Das Thema Qualitätsbewusstsein – und damit auch langlebigere Produkte – hat einen Wertzuwachs erfahren. Dass sich diese Haltung nach wirtschaftlichen Krisen wie Corona wieder ändert, ist leider nicht auszuschließen. Trends und Entwicklungen verlaufen oftmals wellenförmig. Das macht es künftigen Unternehmergenerationen nicht einfacher. Andererseits entwickeln sich großartige Technologien, die es zu nutzen gilt. Und mit besserer Technologie kann man besser und nachhaltiger wirtschaften. Entscheidend ist, dass man sich bei jedem einzelnen Thema, das man bearbeitet – sei es Qualitätsanspruch, Klimawandel oder Fachkräftemangel – fragt: Welche Wege sind gesünder für die Zukunft? Und welche Aspekte werden diesen Ansprüchen weniger gerecht?

Wie stellt HORNBACH sicher, für die künftigen Anforderungen gerüstet zu sein?

Zukunft kann man niemals sicherstellen, man kann nur Wahrscheinlichkeiten bilden. Niemals war das deutlicher als in Tagen wie diesen. Die wichtigste Maßnahme ist, dass die Menschen ermächtigt und befähigt werden, eigenverantwortlich Dinge anzupacken und zu gestalten. Ihr Bewusstsein zu steigern für die Frage: „Was ist sinnvoll für unsere Zukunft?“ Je mehr Menschen bei HORNBACH unternehmerisch vernünftig gestalten und handeln, desto mehr wird sich der Organismus richtig entwickeln und desto besser sind die getroffenen Entscheidungen. Da kann man sich eifrig darum bemühen – eine Erfolgsgarantie gibt es leider nicht. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, bei HORNBACH dafür die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen.

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