Der Einsatz von Holz ist im besten Fall nachhaltig. Ein Rohstoff, der nachwächst, ohne, dass dafür Energie aufgewendet werden muss. Zudem binden Bäume CO2 und nutzen die Kraft der Sonne, um zu wachsen. Auch der Abbau und die Verarbeitung von Holz kommen mit geringem energetischem Aufwand aus – nur ein bis fünf Prozent der im Holz gespeicherten Energie wird dafür benötigt. Ganz im Gegensatz zur Konkurrenz: Rund acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entfallen allein auf die Herstellung von Zement.
Holz muss sich noch immer gegen Vorurteile wehren: Holzhäuser seien nicht so stabil wie Konstruktionen aus Beton und Stahl. Holzhäuser brennen schneller. Alles Mythen. Laut Experten der proHolzBW GmbH, einer Initiative zur Förderung der Holzverwendung in Baden-Württemberg, kann im Prinzip jedes Gebäude, das aus Beton und Stahl gebaut wird, auch aus Holz gebaut werden. Vertrauen oder Sachkenntnis sind jedoch noch gering, beispielsweise in Deutschland beträgt der Anteil an Holzhäusern nur gerade 18 Prozent, laut der Berufsorganisation Holzbau Deutschland. Allerdings mit steigender Tendenz. Denn Holz ist nicht nur ein Rohstoff, der mit der richtigen Waldbewirtschaftung auch in Zukunft verfügbar sein wird, er bringt auch wesentliche Eigenschaften für das Gebäude mit. Holz verfügt über ausgezeichnete Dämmeigenschaften, ist leicht, lässt sich vielfältig bearbeiten und ist trotzdem belastbar und stabil. Es reguliert die Luftfeuchtigkeit im Raum und absorbiert Schadstoffe aus der Luft.
All das kommt immer mehr im Bewusstsein der Baubranche an. So sind Hochhaus-Projekte wie das HoHo in Wien oder das Mjøstårnet im norwegischen Brumunddal momentan noch aufsehenerregende Ausnahmen, könnten aber bald die Regel sein.
Doch warum müssen wir uns überhaupt nach Alternativen zu den klassischen Baustoffen wie Beton, Sand und Stahl umschauen? Sie werden knapp! Durch den Bauboom der vergangenen Jahrzehnte wurde viel Sand benötigt. Und weil auch weiterhin viel gebaut wird, wird dieser Rohstoff immer knapper. Denn wir entnehmen mehr davon, als auf natürlichem Wege entsteht. Beton und Glas, beides Stoffe, die für die Baubranche ebenfalls unerlässlich sind, bestehen zum Teil aus Sand. Für die Herstellung von Beton ist nur Meeressand nutzbar. Wüstensand wird durch den Wind rund geschliffen und haftet am Zement nicht so gut wie der kantigere Meeressand. Aufgrund eines Mangels an Sand wird es also gleich für drei Big Player der Baubranche kritisch. Hinzu kommt noch der Stahl, dessen Herstellung durch die steigenden Energiekosten immer teurer wird.
Betrachtet man diese bereits spürbaren Problemstellungen, wird klar: Bauen wird in Zukunft schwieriger und vor allem teurer. Wie können wir die Verknappung oder gar den Ausfall einiger Stoffe also kompensieren? Holz kann nicht alle diese Lücken schließen, aber einige.
Wie können wir den Wald intensiv nutzen, ohne dabei die Grundsätze einer verantwortungsvollen Forstwirtschaft zu vernachlässigen? Und wie viel Wald und damit Holz gibt es eigentlich? 31% der weltweiten Landoberfläche sind mit Wald bedeckt. Das entspricht vier Milliarden Hektar. Hiervon kann aber nicht jeder Wald bewirtschaftet werden, geschützte Urwälder beispielsweise sind ausgeschlossen. Sie und damit die Lebensräume, die sie bieten, wurden vor ihrem Schutz durch das Eingreifen des Menschen bereits stark dezimiert und werden es zum Teil immer noch.
Die gute Nachricht ist: Ein großer Teil der Wälder kann jedoch bewirtschaftet werden. Aber: Holzwirtschaft ist nicht gleich Holzwirtschaft. Monokulturen und Kahlschläge hielt man in der Vergangenheit für ein probates Mittel, um schnell an viel Holz zu kommen. Das jedoch steht im krassen Gegensatz zu verantwortungsvoller Forstwirtschaft. Deren Ursprung geht zurück auf die Definition des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs von Hans Carl von Carlowitz, der schon 1713 sinngemäß formulierte, dass man dem Wald nur so viel Holz entnehmen dürfe, wie im gleichen Zeitraum nachwachsen könne.
Die moderne Forstwirtschaft geht noch einen Schritt weiter. Sie bezieht nicht nur die wirtschaftliche Komponente des Waldes mit ein – also die Nutzung von Holz als Produkt des Waldes, sondern strebt den Erhalt der Multifunktionalität des Waldes an – also auch seine Schutzfunktion für Klima, Menschen und Tiere. Weltweit gibt es schon viele gute Ansätze einer verantwortungsvolle Forstwirtschaft. Leider noch nicht überall.
HORNBACH musste selbst erfahren, wie schnell die Versorgung mit Holz abreißen kann, wenn man kein Holz aus geschützten Wäldern verkaufen will.
Im Jahr 2015 führte der WWF (World Wide Fund For Nature) eine Beschwerde gegen den österreichischen Sägewerksbetreiber Schweighofer an und beschuldigte ihn, Holz aus geschützten rumänischen Urwäldern zu verarbeiten. Dieser Verdacht bestätigte sich im Dezember 2016, Schweighofer verlor daraufhin sein FSC ®-Zertifikat.
Schweighofers Holz hatte es auch in die Regale von HORNBACH Rumänien geschafft. Sukzessive konnten neue Bezugsquellen gefunden werden. Aber es dauerte – zu lange. Das wurde von örtlichen und überregionalen Umweltschutzorganisationen stark kritisiert und war Ursprung einiger E-Mail- und Protest-Aktionen gegen das Unternehmen.
Der Verstoß des Geschäftspartners in Rumänien hatte Folgen für alle Lieferanten, die HORNBACH-Hölzer mit Wuchsgebiet Rumänien anbieten: Die Einkaufsleitlinie, die seit gut zwei Jahrzehnten nur noch den Einkauf von FSC ®-zertifiziertem Holz aus Wuchsgebieten außerhalb der EU erlaubt, wurde auf das EU-Mitglied Rumänien ausgeweitet. Holz aus Rumänien muss seither ein gültiges FSC ®-Zertifikat nachweisen.
Das Unternehmen sah sich mit der Frage konfrontiert, warum nicht unverzüglich alle Produkte von Schweighofer aus dem Sortiment genommen wurden. Die Antwort ist so einfach wie erschreckend: Es gab in Rumänien kein anderes Holz zu kaufen.
Klaus Götz, der als Konzerneinkaufsleiter bei HORNBACH für das Sortiment zuständig war, erinnert sich: „Wenn es überhaupt Holz auf dem Markt gab, war es von schlechter Qualität.“ Die Gründe dafür reichen weit in die Vergangenheit: Bis in die 90er-Jahre hinein gab es in Rumänien hauptsächlich kleinere Sägewerke, die geringe Mengen an Bauholz produzierten. Aber Potenzial war da: Rumänien ist ein waldreiches Land. 30% der Landfläche sind bewaldet – über 6 Millionen Hektar, weitgehend wirtschaftlich ungenutzt. Das österreichische Unternehmen Schweighofer sah hier seine Chance. Also kaufte das Unternehmen die kleineren Sägewerke auf und baute bis heute drei moderne, große Sägewerke. Wer in Rumänien also große Mengen von Holz kaufen will, der kommt bis heute an Schweighofer nicht vorbei.
Für HORNBACH ist klar, dass es mit Schweighofer keine Zusammenarbeit ohne gültiges FSC ®-Siegel geben kann. Dieser Zustand dauert bis heute an. Es gibt weitere Faktoren im Ringen um eine verantwortungsvolle und erfolgreiche Forstwirtschaft in Rumänien. So wurden auf der einen Seite Mechanismen etabliert, die den Raubbau in den Urwäldern Rumäniens verhindern sollen. LKW werden bei der Ein- und Ausfahrt aus Wäldern streng kontrolliert. Das gleiche gilt bei der Ankunft im Sägewerk. So soll es verunmöglicht werden, Holz aus geschützten Wäldern zu schlagen und zu verarbeiten. Die Umweltschutzorganisationen unterstützen diese Kontrollen tatkräftig zum Schutz der rumänischen Wälder.